2014 sorgte das Bienensterben in der Region Zäziwil in der ganzen Schweiz für Schlagzeilen. Nun droht sich das Szenario zu wiederholen. Sind die Gründe die gleichen?
Man könne noch nicht viel sagen. Man wolle ja niemanden fälschlicherweise beschuldigen. Und ja, die Sache sei heikel. Wer zum Bienensterben in Zäziwil Fragen stellt, erhält zurzeit nur spärlich
Antworten.
Am Mittwoch vermeldete das Internetportal Bern Ost, dass rund um Zäziwil wieder in grosser Zahl tote Bienen gefunden wurden. Betroffen ist dieses Mal vor allem Mirchel. Aber auch in Zäziwil
wurden Kolonien stark dezimiert. «Die Bienen sind momentan sehr aggressiv. Das ist ein Zeichen, dass sie ein Problem haben», sagt eine betroffene Imkerin. Ein grosser Teil ihrer Kolonie ist
bereits tot.
Todesursache war Fipronil
Wie gross das Ausmass dieses Mal ist, kann noch nicht genau gesagt werden. Die Berner Volkswirtschaftdirektion teilt mit, dass die toten Bienen zurzeit in einem Labor untersucht werden. Resultate
sind in rund drei Wochen zu erwarten. Der Verdacht liegt aber nah, dass die Ursachen die gleichen sind wie 2014.
Damals konnte der Fall nur dank der Hartnäckigkeit der betroffenen Imker gelöst werden. Lange waren keine Ursachen für das Bienensterben ersichtlich. Dann fand ein Speziallabor in Deutschland
heraus, dass der Wirkstoff Fipronil für das Unglück verantwortlich war. Fipronil ist in der Schweiz verboten, in anderen Ländern aber nicht.
Die Imker reichten Strafanzeige gegen unbekannt ein. Ende 2014 nahm die Suche ein Ende: Ein regionaler Obstbauer spritzte seine Plantagen mit einem zwar erlaubten, aber mit Fipronil
verunreinigten Pflanzenschutzmittel. Die Herstellerfirma habe ihre Anlage nicht sauber gereinigt, lautete die offizielle Begründung. Das Bundesamt für Landwirtschaft startete umgehend eine
Rückrufaktion für das Produkt.
Ein Mantel des Schweigens
Der Fall geriet aus der Öffentlichkeit. Zwischen den Imkern und der Herstellerfirma kam es zu einem Vergleich. Die Bienenzüchter wurden finanziell entschädigt. Ihre Gegenleistung: Stillschweigen.
Die Imker dürfen nicht sagen, um welche Firma es sich beim Hersteller handelt. Auch Pflanzenschutzmittelanbieter wie die Landi dürfen nicht sagen, wer der Hersteller ist.
Recherchen zeigen, dass es sich um das Produkt Folpet 80 WDG handelt. Es stammt vom israelischen Agrochemiehersteller Adama Agricultural (bis 2014 Makhteshim Agan), ein Tochterunternehmen der
Chem China, die 2016 auch die schweizerische Syngenta AG akquiriert hat. Auf Nachfrage bei Schweizer Lizenznehmern ist das Produkt nach wie vor im Handel erhältlich. Ob der Obstbauer das Mittel
immer noch einsetzt, bleibt unklar. Er konnte telefonisch nicht erreicht werden. (Berner Zeitung)