Bienenzucht ist der TÜV der Landwirtschaft
Roth (rz) Beim gemeinsamen Jahresvortrag der Rother Kreisgruppen von Bund Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat Imkermeister Hans Beer die Bedeutung der Blühflächen verdeutlicht. Der Experte aus Heideck hatte dazu eine Vielzahl von Daten parat und warb damit für mehr Verständnis, damit blühende Wegesränder nicht gemäht werden.
Die Aula des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten war voll besetzt, als Hans Beer seinen Vortrag mit dem Hinweis auf die Initiative "bienenfreundliche Städte" begann. Bis zu 350
Solitärbienenarten in Deutschland profitieren davon. Dass die Insektenwelt in ihrer Vielfalt stark bedroht ist, machte Beer nicht nur an der eigenen Erfahrung deutlich. "Wenn man vor 40 Jahren im
Sommer nachts mit dem Auto unterwegs war, musste man die Windschutzscheibe immer wieder von den anhaftenden Insekten reinigen. Heute ist dies fast nicht mehr notwendig." Auch die Ergebnisse der
Forscher belegen, dass in diesem Zeitraum die Bestände der Insekten um 80 Prozent abgenommen haben.
Die Ursachen dafür seien vielfältig. Wichtig sei jedoch, Blühflächen anzulegen und zu erhalten. Als Imkermeister weiß Beer um die Bedeutung der Honigbiene. "Dem Obstbaumbesitzer gehört das Obst
und dem Imker der Honig", freut sich Beer über diese wunderbare Einrichtung in der Natur. Schlimm sei nur, dass das Bienensterben immer mehr zunimmt. Seit sechs Jahren beobachtet Beer nun schon,
dass es immer schwieriger wird, Bienenköniginnen für den Fortbestand der Völker zu züchten.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Bestandteile in den Spritzmitteln daran mit schuld sind, dass Bienen nicht mehr in ihren Stock zurückfinden, geschwächt werden und letztendlich auch den
Tod der Königinnenlarven verursachen. Als weiteres Manko kommt hinzu, dass auf Wirtschaftswiesen meist nur noch eine Grassorte dominiert.
"Mit gentechnisch veränderten Pflanzen wurden Nahrungspflanzen zu Giftpflanzen", kritisierte Beer den Einfluss der Pflanzenschutzmittelhersteller auf die einst bäuerliche Landwirtschaft, bei der
es noch möglich war, selbst Saatgut zu gewinnen. Wer im Sommer zur Mittagszeit einen Hektar blühende Wiese mit Großmaschinen mäht, vernichtet laut Beer etwa 10 000 Insekten.
Blühstreifen an vielbefahrenen Straßenrändern sind zwar schön anzusehen, für Insekten aber eine sichere Todesfalle. "Besser ist es, die Blühstreifen an Waldrändern anzulegen, wo die Bienen
ungestört bleiben", empfiehlt Beer. Er möchte mit seinem Vortrag nicht die Landwirte beschimpfen, sondern vielmehr Verständnis schaffen. "Die Bienenzucht ist der TÜV der Landwirtschaft", ist Beer
überzeugt, der selbst 40 Jahre lang in der Landwirtschaft gearbeitet hatte. Da Boden, Pflanze, Tier und letztendlich auch der Mensch voneinander abhängig seien, müssten Kommunen, Landwirte,
Naturschützer und Imker zusammen eine lebenswerte Umwelt erhalten. "Das Wissen von den Gefahren für die Bienen und Wildinsekten ist vorhanden. Wir nutzen es aber nicht", bedauerte der
Imkermeister und appellierte an eine verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Von Ruppert Zeiner