Dieser heiteren Frühlingsstimmung, beschrieben von Clemens Brentano (1778 bis 1842), kann sich jeder fachkundige Imker im März hingeben. Denn seine Völker sind mit geeigneter Spätsommerpflege so auf den Winter vorbereitet worden, dass nun nur wenige gezielte Eingriffe zum erfolgreichen Start in die warme Jahreszeit nötig sind. Dem stolzen Bienenvater bleibt daher im März viel Zeit, die Gartenstühle vor dem Flugloch einzuweihen und seinen Pollen beladenen Immen beim Werkeln zuzusehen (Abb.1).
Die Monatsanweisungen vieler vergangener Jahre sind wohl für einen anderen Typ Imker gedacht. Fast ausnahmslos werden Nosema, Ruhr, Tracheenmilben, Weisellosigkeit, Drohnenbrütigkeit und Abschwefeln thematisiert. Jungimker können den Eindruck gewinnen, ein grosser Teil der Bienenvölker schleppe sich nur "auf dem Zahnfleisch" in den ersten Frühlingsmonat... falls er nicht sogar schon vorher "in die ewigen Jagdgründe" eingegangen ist. Natürlich ist bei unbefriedigender Auswinterung eine Ursachenanalyse immer sinnvoll (vgl. Betrachtung Februar), doch stark geschwächte, kranke oder gar halb tote Völker sollten in jeder Imkerei nach ein paar Lehrjahren die absolute Ausnahme sein.
Unabhängig vom Wetter, Standort, Pollenangebot und Brutstand im Herbst, sowie von populären Horrorszenarien wintern bei geeigneter Betriebsweise stets mindestens 95% der Völker gesund aus... das
haben Feldversuche gezeigt. Ist der Winter besonders kalt mit einer Durchschnittstemperatur von unter 1°C sind die Völker im März zwar um etwa ein Drittel schwächer als in wärmeren Wintern
(Abb.3), nachhaltigen Schaden nehmen sie jedoch nicht.
Ich wintere in den letzten Jahren je etwa 100 Völker ein. Im März erfahren sie je nach Zustand eine von 3 Behandlungen:
Die etwa 50 Altvölker haben in 2 Zargen überwintert. Ich behellige sie nur durch kurzes Anheben von hinten, um die Nahrungsvorräte zu kontrollieren. Futtermangel kennen Sie jedoch normalerweise nicht, die 20 Waben boten im Herbst schliesslich reichlich Platz für meine grosszügigen Futtergaben. Der erste Eingriff steht bei diesen Völkern somit erst zur Zeit der Kirschblüte Anfang April mit der Erweiterung um den Honigraum an. Wer schon jetzt im März den Baurahmen gibt, hängt diesen keinesfalls direkt ins Brutnest. Denn dort wird zu dieser Jahreszeit gerne gemischter Wabenbau angelegt (Abb.4), die Arbeiterinnen sind zu wertvoll zum Ausschneiden!
Etwa die Hälfte meines Bestandes sind Jungvölker aus dem Vorjahr, die in einer Zarge überwintert haben. Meist haben alle bis zur Zeit der Salweidenblüte schon den ersten grossen Satz Jungbienen erbrütet. Ihre gute Verfassung verraten sie dem frohlockenden Imker im Gartenstuhl bereits durch den regen Betrieb von Pollensammlerinnen am Flugloch. Beim (dann eigentlich überflüssigen) neugierigen Blick von oben in die Zarge sitzen die Bienen locker meist schon in nahezu allen Wabengassen, häufig ist sogar von oben nach kurzer Rauchgabe verdeckelte Arbeiterinnenbrut zu erkennen. Höchste Zeit für die Erweiterung! Denn ab Anfang März legt die Königin einige Hundert Eier pro Tag.
Ihre Legeleistung steigt stetig an. Mitte März pflegt ein Volk über 10’000 Brutzellen. 21 Tage später, also nach der Entwicklungszeit von 3 Tagen Ei, 6 Tagen Larve und 12 Tagen Puppe, schlüpfen dann täglich Hunderte von Jungbienen. 500 füllen eine halbe Wabengasse. Obwohl sie zunächst die alten Winterbienen ersetzen, platzen Einzarger schnell aus allen Nähten. Wer jetzt nach altem Imker-Rezept die Völker „eng“ hält und erst dann Raum gibt, wenn bereits alle Wabengassen dicht besetzt sind und die Bienen beim Blick ins Flugloch unten durchhängen (Abb.5 und 6), der sorgt frühzeitig für Schwarmgedanken.
Die Erweiterungszarge wird mit Mittelwänden oder - wenn vorhanden - im Zentrum 4 oder 5 ausgebauten hellen Waben bestückt und einfach oben aufgesetzt. Ist noch bis in den April bienenwidriges Wetter vorausgesagt, muss wer bisher knausrig mit dem Futter war, den für zu leicht befundenen Völkern noch einmal 5-7 kg „Treibstoff“ zur Verfügung stellen. Er wird in Form von Futterwaben aus zu gut versorgten Völkern entnommen und an den Rand der Erweiterungszarge gehängt. Alle Jungvölker werden dabei synchron erweitert, den Zeitpunkt bestimmt das stärkste Volk.
Höchstens jedes zehnte meiner Völker besetzt Mitte März weniger als 4 Wabengassen. Manche würden so den nächsten Kälteeinbruch nicht überleben, andere sich erst bis zur Spättracht soweit
aufrappeln, dass sie zur Honigproduktion taugen. Ist in diesen Völkern eine intakte Königin vorhanden - leicht erkennbar an wenigen Zellen verdeckelter Arbeiterinnenbrut - werden selbst
schwächste Völker nicht aufgelöst oder vereinigt, sondern saniert:
Falls nötig, können auch schwache Altvölker so saniert werden: untere, meist bienenfreie Zarge entfernen und Volk auf starkes Volk aufsetzen. Alle Schwächlinge, die nicht eindeutig weiselrichtig sind, können Drohnenmütterchen enthalten. Diese legenden Arbeiterinnen gefährden gesunde Königinnen und werden KEINESFALLS einem anderen Volk aufgesetzt. Meine Königinnen werden nicht älter als 2 Jahre. Vermutlich kenne ich daher im Frühling weder Weisellosigkeit noch Drohnenbrütigkeit (Abb.8a und 8b). Besitzen Sie einen solchen Notfall, warten Sie bis April und fegen ihn dann bei Flugwetter vor ein starkes Volk.
Checkliste - DAS können Sie sich im März schenken!
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