Abb.1: Sind meine Völker stark genug für den Winter? Jung- und Wirtschaftsvölker brauchen zu Winterbeginn Anfang November mindestens 5.000 Bienen. Nur dann ist eine optimale Temperatur in der Wintertraube gesichert, auch harte Winter werden so schadlos überstanden. Die Zahl der besetzten Wabengassen ermittelt man am sichersten, indem man nach einer kalten Nacht (unter 5 °C) am frühen Morgen jede Gasse zählt, in der einige Bienen (mehr als zehn) zu sehen sind und an dieser Zahl zwei abzieht. Grünes Licht: Besetzen Ihre Völker fünf Wabengassen, können Sie den Deckel beruhigt wieder schließen. Gelbes Licht: Vier besetzte Wabengassen sind unter den beschriebenen Bedingungen das absolute Mindestmass. Rotes Licht: Völker, die zu Winteranfang auf drei Wabengassen sitzen, haben ein hohes Sterberisiko.
...doch über das winterliche Wohl der Bienenvölker entscheidet nicht etwa die Glücksgöttin Fortuna sondern der umsichtige Bienenvater. Versorgt mit junger Königin und hellem Wabenbau sowie ausreichend Futter sitzen seine Wintertrauben nach den ersten Frost- nächten in mindestens fünf Waben- gassen, täglich fallen meist weniger als fünf Milben in die Stockwindel.
Wer hingegen "schwäbisch" einfütterte, bei der Beurteilung der Volksstärke im August auf noch umfassend vorhandene Brut oder überholte und unzuverlässige Methoden der Varroabekämpfung setzte, der muss schon jetzt die ersten Notbremsen ziehen. Noch fehlender Futtervorrat sollte dabei möglichst bienennah angeboten werden. Dazu zwei unbesetzte Randwaben entnehmen und z.B. Tetrapaks mit leicht zu verarbeitendem Futtersirup an den Bienensitz stellen.
Auch die Volksstärke sollte nun im Oktober noch einmal kritisch überprüft werden. (Abb.1). Zu schwache Völker vereinigen und wo nötig warme Tage für eine Kurzzeit-Ameisensäure-Behandlung (z.B. Variante Liebig-Dispenser) nutzen. Besonders wichtig: die gemachten Fehler für's nächste Jahr vermeiden lernen.
Tüchtige Imker investieren im restlichen Vierteljahr dagegen nur noch wenige Minuten Arbeit pro Volk (Abb.2). Die anfallenden Handgriffe beschränken sich auf Fluglochsicherung, Windeldiagnose und eventuell Restentmilbung. Um unnötige Störungen der Wintertraube durch Mäuse zu vermeiden,werden die Fluglöcher vor dem ersten Nachtfrost mäusesicher gemacht. Dem klassischen Fluglochkeil (Abb. 3a) ziehe ich dabei ein Drahtgitter (Maschenweite 7mm, Abb. 3b) vor. Durch den üblichen winterlichen Totenfall kann es nicht verstopfen. Auch dann nicht, wenn das Flugloch zum Schutz vor spät räubernden Bienen mit Schaumstoffstreifen bis zur Oxalsäurebehandlung Ende November eingeengt bleibt. Wer mit Keil imkert, der muss regelmäßig im Winter vor jedem wärmeren Tag kontrollieren ob das Flugloch auch für den Reinigungsflug frei ist. Mit Gitter bleiben einem diese Besuche vollständig erspart.
Drohnenbrutentnahme plus Ameisen- und Oxalsäure, so einfach kann effiziente Varroa-Bekämpfung sein! Doch nicht nur wir Imker sässen heute noch auf den Bäumen, wären wir nicht ständig auf der Suche nach neuen Methoden. Die Milbe kann einem fast Leid tun, sollte sie doch je nach Ideengeber schon durch pflanzliche Inhaltsstoffe aus Tabak, Neem, Kapuzinerkresse, Wurmfarn oder Fichtennadelölen vergiftet, unter Wasser (auf ihrer Biene!) ersäuft, von „bereits resistenteren“ Bienen gezielt gekillt, durch tägliche Drehung von Rundwaben um 180° um ihre Fortpflanzung gebracht (Abb.5), von elektromagnetischen Feldern, Ultraschall, Schall oder „abwehrenden Informationen“ auf Metallplättchen vergrault, durch Platzmangel in kleinen Zellen oder Zerdrücken im Rollenboden ausgerottet werden. Manch tatsächlich wirksamer Technik wie dem Einsatz von Wärme oder Puderzucker (Abb.6a und b) mangelt es eminent an Praxistauglichkeit. Lockstoffen gelingt es im Volk bisher nicht, die Milben „an der Nase herum zu führen“. Natürliche Feinde aus der Welt der Bakterien, Viren, Pilze, Fadenwürmer und Pseudoskorpione sind verheissungsvolle, jedoch bisher nicht ausreichend erforschte Ansätze. Mit Sicherheit KEINE Zukunft hat jedoch die „harte Chemie“, wie sie in Bayvarol, Perizin & Co. vertreten ist.
„Honig ersetzt bei Kindern den Hustensaft“! Laut dieser aktuellen Pressemeldung erfuhren 100 erkältete Kinder die beste Linderung nach zwei Löffeln Buchweizenhonig, der damit einen handelsüblichen Hustensaft in seiner Wirkung schlug. Den Atem verschlägt es mir, wenn ich gleichzeitig in Imkerforen lese: „Im Honigraum imkere ich über Absperrgitter mit Halbzargen. Praktisch, denn die selben Honigwaben können jedes Jahr erneut genutzt werden, vor der Varroa-Bekämpfung werden sie geschleudert und im Keller eingelagert. Obwohl ich Bayvarol und Perizin anwende, kommen sie so nie mit den „verseuchten“ Brutwaben in Berührung, der Honig bleibt also sauber.“ Welch’ Milchmädchenrechnung! Denn anders als organische Säuren enthalten beide Produkte fettlösliche Varroazide, die sich nicht nur gerne im Wabenwachs lösen, sondern von dort aus auch die Bienen kontaminieren, die dann für eine stetige Verteilung der Wirkstoffe im ganzen Stock sorgen (Abb.7).
In Deutschland sind aktuell etwa 33% aller Wachsproben in Mengen bis zu 10mg/kg mit Perizin-Rückständen versehen. Ab nur etwa einem Zehntel dieser Menge beginnt der Wirkstoff Coumaphos in den Honig zu diffundieren und gefährdet damit die Honigqualität. Genau dieses Zehntel an Wirkstoffmenge hatten die Bienen zwei Jahre nach einer EINmaligen Perizin-Behandlung bis in den Honigraum verschleppt (Daten Dr. Klaus Wallner, LAB Hohenheim). Zudem wird Honig gerne direkt nach dem Eintrag „unten“ zwischengelagert, wo er Rückstände aufnimmt. Obwohl während der Tracht vermutlich keine Mittel eingesetzt wurden, weist dementsprechend jeder sechste untersuchte deutsche Honig Coumaphos-Rückstände auf. Besonders dramatisch wird die Situation für diesen Wirkstoff vermutlich, sobald er, wie geplant, als Dauerapplikation in Streifenform als „Check-mite“ auf den deutschen Markt kommt. Finger weg davon!
Wer kontinuierlich auf fettlösliche Mittel setzt, sorgt selbst bei vorschriftsmässigem Gebrauch für stetig steigende Belastung in seinem Betrieb. Denn der Verdünnungseffekt durch frisch gebautes Wachs macht die Neubelastung nicht wett. Eine Gefahr nicht nur für die Reinheit unserer Bienenprodukte, sondern auch für die Wirksamkeit dieser Mittel: Milben, die ständig auf kontaminiertem Wachs laufen, bilden schneller Resistenzen aus. „Unsere“ Milben sind zum Teil bereits gegen Wirkstoffe von Bayvarol, Apistan und Perizin resistent. Ganz zu schweigen von den vielen illegalen „Wunder-Mittelchen“, die manche Imker gerne beim Auslandsurlaub erwerben. Auch wer fettlösliche Mittel konsequent absetzt, trägt noch lang an seinen „alte Sünden“: bei der Wachsumarbeitung werden die Wirkstoffe leider nicht zerstört, sondern nur sehr langsam durch Mischung mit Neuwachs verdünnt. So ist Folbex VA Neu, das seit 1992 nicht mehr angewandt wird, heute immer noch hartnäckig in jeder zehnten deutschen Wachsprobe zu finden. Schnell „clean“ wird nur der, der seine Völker als Kunstschwärme in gereinigte Beuten (auch die Wachsschicht an den Beuteninnenwänden ist kontaminiert und muss mit Natronlauge ausgekocht werden; Abflämmen inaktiviert nicht, sondern treibt die Wirkstoffe nur noch tiefer ins Holz) auf rückstandsfreie Mittelwände einschlägt. Wer weniger radikal vorgehen möchte, der sollte in Zukunft nicht nur auf fettlösliche Wirkstoffe verzichten, sondern zudem für regelmässige Waben Erneuerung mit Mittelwänden aus wenig belastetem Baurahmen- und Entdeckelungswachs sowie zugekauften rückstandsfreien Mittelwänden (mit Prüfzertifikat!) sorgen, keine Waben (etwa bei der Erweiterung im Frühjahr) aus den Bruträumen mehr nach oben hängen, seinen Honig durch feine Siebe von rückstandsbelastetem Wachs gründlich befreien, altes Wachs über Kerzen systematisch aus dem Betrieb ausscheiden. Die einwandfreie Qualität unserer Bienenprodukte wird nur in Ausnahmefällen durch Pestizide aus der Landwirtschaft und Umweltverschmutzung beeinträchtigt. Haupt-Kontaminationsquelle war und ist der Imker mit der Anwendung fettlöslicher Akarizide, Pestizide zur Wachs mottenkontrolle (z.B. „Imker-Globol“) oder Repellentien statt Rauch bei der Honigernte (z.B. Fabi-Spray, Nelkenöl). Drohnenbrutentnahme und der Einsatz organischer Säuren sichern mir dagegen dauerhaft reines Wachs, das langfristige Wohlbefinden meiner Bienenvölker und Honigkunden… und ein reines Gewissen.
Checkliste - DAS können Sie sich im Oktober schenken!
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